Refluxkrankheit

Wer Probleme mit Magenschleimhautentzündungen hat, leidet oft auch an der Refluxkrankheit. Reflux bedeutet, dass der saure Mageninhalt in der Speiseröhre hochsteigt und die empfindliche Schleimhaut angreift. Das resultierende Sodbrennen wird dann schnell zum täglichen Begleiter und ist mehr als lästig: Die sich bei einer Reflux-Ösophagitis häufig entwickelnden Geschwüre gelten als Risikofaktor für Krebs.

Was macht die Magensäure?

Im Inneren des Magens herrscht ein extremes Milieu, wie man es sonst nirgendwo im Körper antrifft. Die von den Belegzellen der Magenschleimhaut produzierte Salzsäure sorgt für einen pH-Wert um eins. Diese sauren Bedingungen sollen Bakterien und Viren abtöten und Nahrungsbestandteile denaturieren, sodass sie leichter von Verdauungsenzymen aufgeschlossen und von der Darmschleimhaut aufgenommen werden können.

Die oberflächlichen Zellen der Magenschleimhaut schützen sich durch eine dicke Schleimschicht vor der hoch aggressiven Magensäure. Sobald dieser Schutzmechanismus nicht mehr funktioniert, etwa durch das Bakterium Helicobacter pylori, kommt es zu einer Magenschleimhautentzündung und gegebenenfalls Magengeschwüren und Magenkrebs.

Wie entsteht die Refluxkrankheit?

Einen solchen Schutzmechanismus weist die dünne und empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre nicht auf – und benötigt sie normalerweise auch nicht. Die peristaltischen Bewegungen ihre Muskulatur geben den Weg der Nahrung in Richtung Magen vor. Zudem schützt ein spezieller Verschluss am Ende der Speiseröhre vor aufsteigender Magensäure. Dabei handelt es sich nicht um einen Ringmuskel wie beim Pförtner (Pylorus) des Magenausganges, sondern um schraubenförmig angeordnete glatte Muskeln, die einen funktionellen Verschluss (Sphinkter) bilden.

Mit der Funktionalität dieses Sphinkters macht man meist Bekanntschaft, nachdem man sich den Bauch vollgeschlagen hat. Große Essensmengen brauchen eine Weile für die Aufbereitung, sodass sie relativ lange im Magen verbleiben und den Magen mit ihrem Volumen über Gebühr dehnen. Versagt der Verschluss am Ende der Speiseröhre, steigt Mageninhalt hoch. Die Folgen sind Völlegefühl, saures Aufstoßen und Sodbrennen.

Sodbrennen als Ausnahmeerscheinung nach üppigem Essen ist völlig normal. Ist der Verschluss allerdings zu schwach, sorgt aufsteigende Magensäure für andauernden Rückfluss (Reflux) und schädigt die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre. Die resultierende Entzündung der Speiseröhre bezeichnet man als Refluxösophagitis, die zugehörige Erkrankung gastroösophageale Refluxkrankheit (gastro-esophageal reflux disease, GERD).

Ursachen und Risikofaktoren der Refluxkrankheit

Die Refluxkrankheit hat organische Ursachen oder ist auf andere Einflüsse zurückzuführen.

Bei den organischen Ursachen herrscht der Zwerchfellbruch (Hiatushernie) vor, der bei älteren Menschen häufig auftritt. An der Stelle, an der die Speiseröhre das Zwerchfell passiert, ist das Bindegewebe schwächer als der stabile Muskel rundherum. Dadurch kann der oberste Teil des Magens ein Stück weit in den Brustkorb hoch rutschen. Eine solche Hiatushernie findet man bei rund 90 Prozent aller Patienten mit Refluxkrankheit.

Andere organische Ursachen sind ein von Natur aus schwacher Sphinkter und angeborene Verengungen der Speiseröhre. Relativ selten ist eine Achalasie, die ebenfalls gehäuft im Alter auftritt: Durch gestörte Beweglichkeit der Speiseröhrenmuskulatur gelangt die Nahrung nur langsam Richtung Magen und schließt der Sphinkter nur unzureichend.

In ähnlicher Weise führt Nikotin zu einer verminderten Muskelspannung in Sphinkter und Speiseröhre. Einen ähnlichen Effekt haben einige Medikamente gegen Bluthochdruck, Asthmamittel, Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und mehrere Psychopharmaka.

Ebenso wirken sich der Verzehr fettreicher Speisen, Alkohol und hoher Kaffeekonsum negativ auf den Reflux aus. Gleiches gilt für Übergewicht und Schwangerschaft, bei denen der erhöhte Druck im Bauchraum die Magensäure aufsteigen lässt. Eine Absiedlung des Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre verursachenden Bakteriums Helicobacter pylori in die Speiseröhrenschleimhaut kommt als weitere Ursache infrage.

Refluxkrankheit: Symptome

Leitsymptom der Refluxkrankheit ist häufiges Sodbrennen, das mehrfach in der Woche auftritt. Es zeichnet sich durch brennende Schmerzen in der Brust aus und sorgt für Schluckbeschwerden. Zusammen mit saurem Aufstoßen macht es sich insbesondere nach den Mahlzeiten bemerkbar. Die Beschwerden verschlimmern sich im Liegen oder beim Bücken, da die Magensäure leichter aufsteigen kann. Einige Patienten reagieren mit Übelkeit und Erbrechen.

In extremen Fällen erreicht die weiter hochsteigende Magensäure die Atemwege und führt zu Reizhusten und Heiserkeit.

Folgen der Refluxkrankheit: Verlauf und Komplikationen

Die Refluxkrankheit verläuft prinzipiell ähnlich wie eine Magenschleimhautentzündung. Zunächst greift die Säure die Schleimhaut an und verursacht eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis). Besteht diese länger, bilden sich Geschwüre, die an Größe zunehmen und zu großflächigen Vernarbungen führen.

Das normale Plattenepithel der Speiseröhre wird dabei zusehends durch Zylinderepithel ersetzt, wie es für die Magenschleimhaut typisch ist. Dieses ist gegenüber der Magensäure ähnlich widerstandsfähig wie die Magenschleimhaut, birgt aber die Gefahr einer tumorigen Entartung. Das Barrett-Syndrom bezeichnet den Verlauf von einer Ösophagitis zum Barrett-Ulkus und betrifft bis zu 15 Prozent aller Patienten mit Refluxkrankheit. Aus diesen Geschwüren kann sich ein Adenokarzinom der Speiseröhre entwickeln.

Diagnose der Refluxkrankheit

Oftmals geht man als Patient von einer anderen Erkrankung aus, etwa Herzbeschwerden bei brennenden Schmerzen im Brustkorb oder Atemwegserkrankungen bei Reizhusten. Eine sichere Diagnose ist wie bei der Magenschleimhautentzündung durch eine endoskopische Untersuchung von Speiseröhre, Magen und meist auch Zwölffingerdarm möglich (Magenspiegelung – Ösophagogastroskopie, Ösophagogastroduodenoskopie).

Solche Untersuchungen nimmt ein Magen-Darm-Spezialist vor, ein Gastroenterologe. Dazu schiebt er einen dünnen Schlauch über die Speiseröhre bis in Magen und Zwölffingerdarm vor und begutachtet mithilfe einer kleinen Videokamera die Struktur der Schleimhäute. Entzündungen von Speiseröhren- und Magenschleimhaut äußern sich mit charakteristischen Rötungen, bei Geschwüren ist die Schleimhaut erodiert. Über einen Arbeitskanal des Endoskops kann der Arzt bei Bedarf Gewebeproben entnehmen und histologisch weiter untersuchen lassen.

Sollte die endoskopische Untersuchung für die Diagnosesicherung nicht ausreichen, verordnet der Gastroenterologe eine Langzeit-Säuremessung. Hierzu erhält der Patient über die Nase eine pH-Sonde in die Speiseröhre, die über 24 Stunden den pH-Wert misst und mithilfe eines kleinen Steuergerätes aufzeichnet, oftmals zusammen mit der Impedanz. Eine solche pH-Metrie erfolgt stationär oder ambulant.

Behandlung der Refluxkrankheit

Die Refluxkrankheit behandelt man im Wesentlichen ähnlich wie eine Magenschleimhautentzündung mit Protonenpumpenhemmern, H2-Rezeptorenblockern und Antiazida.

Sollte eine solche medikamentöse Therapie nicht ausreichen, sind mitunter operative Maßnahmen in Form einer Fundoplikatio notwendig. Dabei vernäht der Chirurg laparoskopisch oder in einer offenen Operation Muskelzüge des Magenfundus mit dem unteren Teil der Speiseröhre, um auf diese Weise den funktionellen Sphinkter zu stärken.

Hat man in der Magenschleimhaut das Bakterium Helicobacter pylori gefunden, tötet man den Erreger mittels Antibiotikatherapie. Ist er in die Speiseröhre vorgedrungen und hat dort eine Refluxösophagitis acht, verschwinden danach auch die dazugehörigen Beschwerden.

Neben medikamentöser und operativer Therapie ist eine Anpassung der Ernährung und Lebensgewohnheiten wichtig. Hierzu gehören der Verzicht auf Nikotin, zu viel Kaffee und Alkohol und die Reduktion von Übergewicht. Ebenso sollte man fettreiche Speisen meiden und vorzugsweise mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt einnehmen.

Nach den Mahlzeiten sollte man sich nicht sofort hinlegen, sondern mindestens zwei Stunden warten. Das gilt insbesondere für das Abendbrot. Im Liegen empfiehlt sich eine leicht erhöhte Position des Oberkörpers, damit die Säure nicht so leicht hochsteigen kann.

Üppige Mahlzeiten und einengende Kleidung sollte man vermeiden. Müssen Sie etwas vom Boden heben, gehen Sie dazu in die Hocke statt sich vornüber zu bücken. Damit tun Sie auch Ihrer Wirbelsäule etwas Gutes.

Unterstützend können Sie homöopathische Mittel einsetzen. Die Mittelwahl sollten Sie vorzugsweise einem erfahrenen Homöopathen überlassen. Häufig verwendete Einzelmittel sind Acidum sulfuricum, Arsenicum album, Calendula, Capsicum, Lycopodium, Lobelia inflata und Magnesium chloratum. Mit Komplexmitteln umgehen Sie die Mittelwahl; hier stehen Präparate wie Gastricumeel® von Heel, Robinia comp.® von Wala oder Gastritis-Hevert complex® zur Verfügung.